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Die Corona-Krise hat eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Unternehmen, die frühzeitig auf Digitalisierung gesetzt haben, wesentlich flexibler und agiler auf die Herausforderungen reagieren konnten als technologische Nachzügler. Je länger die Pandemie anhält, desto mehr wird sie sich als nachhaltiger Treiber für digitalen Wandel erweisen. Aktuelle Studien zeigen, dass große deutsche Unternehmen aufgrund der jüngsten Erfahrungen bereits verstärkt in digitale Technologien investieren, die Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle beschleunigen und das Arbeiten in verteilten Teams auch nach der Corona-Pandemie weiter ausbauen wollen (Tata Consulting & Bitkom Research, Ifo-Institut & Randstad). Diesen Trend hin zur Intensivierung von Digitalisierungsbestrebungen können wir aus unserer eigenen Beratungspraxis weitgehend bestätigen.
An welchen Stellen müssen Unternehmen in IT investieren?
Der Weg der digitalen Transformation ist lang und macht eine Priorisierung der IT-Investitionsvorhaben notwendig. Hierbei sollte jedoch nicht allein der Wunsch nach Kostensenkungen im operativen Geschäft im Vordergrund stehen, auch wenn dies in Zeiten hoher wirtschaftlicher Unsicherheit sicherlich nachvollziehbar ist. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sind vielmehr wertsteigernde Investitionen in digitale Technologien, Prozesse und Geschäftsmodelle notwendig.
Wichtige Handlungsfelder für die kommenden Monate und Jahre sind unserer Einschätzung nach:
Cloud-basierte ITK-Infrastruktur
Wer nicht bereits in eine cloud-basierte ITK-Infrastruktur investiert hat, sollte dies nun in Erwägung ziehen, um ein effektives Arbeiten in örtlich und zeitlich verteilten Teams zu ermöglichen. Ein wesentlicher Vorteil der Cloud gegenüber dem Betreiben eines eigenen Rechenzentrums ist, dass sich Software- und Rechenkapazitäten in Krisensituation ad hoc skalieren und dynamisch anpassen lassen. Neben dem Bereitstellen von online Kommunikations- und Kollaborationstools ist insbesondere der sichere und verlässliche Zugriff auf Dateien und Unternehmenssoftware wie ERP-, CRM- oder BI-Systeme entscheidend.
Digitalisierung von Vertriebs- und Kundenservicekanälen
Die Corona-Krise hat bei vielen Kunden sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich zu einer erhöhten Akzeptanz digitaler Tools geführt. Dies erleichtert es nun, die Digitalisierung von Vertriebs- und Kundenservicekanälen weiter voranzutreiben. Ein schönes Beispiel dafür, wie dies selbst im Bereich komplexer Investitionsgüter funktionieren kann, ist das digitale Kundenportal MyKuka des international führenden Roboterhersteller Kuka. MyKuka dient als zentrale Anlaufstelle für eine Vielzahl von e-Services, die jederzeit und ortsunabhängig genutzt werden können. So können Kunden etwa selbständig auf Produktdaten, Anleitungen und Dokumentationen zugreifen, Verfügbarkeiten prüfen, Roboter und Ersatzteile kaufen, Lizenzen und Supportanfragen verwalten oder Funktionen live austesten.
Automatisierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen
Egal ob Unternehmensplanung, Finanzbuchhaltung oder Zeiterfassung – heute lassen sich so ziemlich alle Management- und Geschäftsprozesse automatisieren und digitalisieren. Neben klassischer Unternehmenssoftware kommt dabei zunehmend auch die Blockchain Technologie zum Einsatz. Ein gutes Beispiel hierfür ist die im Juli 2020 gestartete Plattform TrustedTrucks, die den gesamten Qualifikations- und Kommunikationsprozess zwischen Transportunternehmen und Spediteuren mit Hilfe der Blockchain rechtskonform digitalisiert. Die Transportunternehmen können ihre Daten und Lizenzdokumente in der Datenbank selbständig verwalten und Spediteuren zugänglich machen. Die Spediteure können dann mithilfe von Filtermöglichkeiten das für ihre Bedürfnisse passende Transportunternehmen finden und im anschließenden Qualifikationsprozess für den Gültigkeitszeitraum der vorliegenden Lizenzen freigeben. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion des Verwaltungsaufwands und somit zu Zeit- und Kosteneinsparungen, die im Transportgewerbe wettbewerbsentscheidend sind.
Künstliche Intelligenz
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), d.h. lernfähiger vernetzter IT-Systeme, ist grundsätzlich überall dort sinnvoll, wo große Datenmengen erhoben und analysiert werden. Entsprechend vielfältig sind die denkbaren Anwendungsmöglichkeiten. In der Industrie findet KI zunehmend Einsatz in Bereichen wie dem Qualitätsmanagement zur Fehler- und Prozessoptimierung, der vorausschauenden Wartung von Anlagen und Maschinen zur Vermeidung von Ausfallzeiten oder auch dem Energiemanagement. Hier lassen sich große Kosteneinsparungen realisieren. Im Online-Handel wird KI von den großen Anbietern schon länger u.a. für Produktempfehlungen und Nachfrageprognosen genutzt. Im Marketing und Vertrieb lassen sich dank KI zielgenaue Werbekampagnen fahren oder auch Routinearbeiten automatisieren, um Mitarbeiter zu entlasten. Chatbots für die Kundenkommunikation beispielsweise sind hier stark im Kommen. Sprachassistenten und autonomes Fahren basieren ebenfalls auf KI.
Bei der Entwicklung von KI-Anwendungen sollten neben Funktionalität und technischer Zuverlässigkeit, immer auch rechtliche und ethische Fragestellungen berücksichtigt werden. Zwei spannende Forschungsprojekte, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Land NRW, beschäftigen sich daher aktuell mit der Entwicklung von Standards für KI-Testing, -Auditierung und -Zertifizierung.
Stärkung der digitalen Kompetenzen von Führungskräften und Mitarbeitern
Was nützt die beste Software, wenn sie von den Mitarbeitern nicht oder unsachgemäß eingesetzt wird. Bei der Einführung neuer digitaler Technologien sollten daher immer hinreichende Schulungsangebote für die Mitarbeiter eingeplant werden. Erklärvideos ebenso wie Online und Virtual Reality Schulungen bieten hier eine kostengünstige und Corona-freundliche Alternative zu klassischen Präsenzschulungen.
Welche Bedeutung und Wertschätzung kommt den IT-Abteilungen zu?
Im Rahmen der digitalen Transformation von Unternehmen kommt den IT-Abteilungen eine zentrale Bedeutung zu. Sie verfügen über das notwendige Wissen hinsichtlich der Chancen und Risiken neuer Technologien, über Kompetenzen bezüglich Prozessdesign, -abbildung und -management ebenso wie Erfahrung im agilen Projektmanagement.
In persönlichen Gesprächen innerhalb unseres Netzwerks konnten wir feststellen, dass vielerorts die Wertschätzung gegenüber der Arbeit der eigenen IT-Abteilung seit Beginn der Corona-Pandemie zugenommen hat. In der heißen Phase des Lockdowns im Frühjahr standen IT-Abteilungen plötzlich regelrecht im Rampenlicht. Sie haben innerhalb kürzester Zeit dafür gesorgt, dass das Management und die Belegschaft im Home-Office arbeiten konnten. Ob bei der Ausstattung mit Hardware oder dem Zugang zu Netzwerken und Anwendungen ? ohne die IT-Abteilung ging quasi nichts mehr. Dadurch hat in so mancher Chefetage ein gewisses Umdenken in der Wahrnehmung von IT-Abteilungen von bloßen Cost- und Service-Centern hin zu Werttreibern im Unternehmen stattgefunden.
Bleibt nur zu hoffen, dass diese neugewonnene Wertschätzung der IT-Abteilungen über das Ende der Pandemie hinaus Bestand haben wird. Und zwar nicht nur in den Chefetagen, sondern auch und gerade in den Fachabteilungen, die sich in der Vergangenheit nicht selten als Bremser für Digitalisierungsbestrebungen von IT-Abteilungen erwiesen haben.
Und bei Ihnen?
Wie sieht es in Ihrem Unternehmen aus? Planen Sie aktuell Investitionen in Ihre IT? Erfährt Ihre IT-Abteilung die Wertschätzung, die sie verdient? Und unterstützen die Fachabteilungen mögliche Digitalisierungsbestrebungen? Wir freuen uns auf einen Austausch mit Ihnen!